Infomaterial Trauma

Grafik zur Abtrennung von Sektionen
Grafik, die einen Vogel darstellt

Die Bedeutung von Trauma und den damit verbundenen Folgen gewinnt in unserer Gesellschaft zunehmend an Interesse. Das ist wertvoll, weil damit das Bewusstsein geschärft wird für die Nöte und Herausforderungen traumatisierter Menschen. Dennoch besteht gerade in diesem Gebiet noch viel Unwissenheit und Unsicherheit. Was ist denn alles ein Trauma? Warum reagiert nicht jeder gleich, obwohl man das gleiche erlebt hat? Wie kann man traumatisierten Menschen helfen? Was hilft, was nicht?

Viele Fragen, die eigentlich gut beantwortet werden können. Wir vom ICTB möchten zum Thema Trauma informieren, gerade auch im christlichen Umfeld. Unser Angebot ist, Unterstützer und Begleiter zu schulen und auszubilden, damit Betroffene die Hilfe bekommen können, die sie dringend brauchen.

Was versteht man unter einem Trauma?

Ein Trauma ist ein Erlebnis, das als lebensbedrohlich erlebt wird, bei dem es keinen Ausweg gibt, weil man weder fliehen noch sich dagegen wehren kann. Ein Trauma überfordert die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten des betroffenen Menschen, so dass es nachhaltige Folgen hat.

Nun unterscheidet man verschiedene Traumaformen, die auch mit einem unterschiedlichen Schweregrad und abgestuft ausgeprägten Folgestörungen verbunden sein können. Bei einem Monotrauma handelt es sich um ein einmaliges extrem belastendes Ereignis. Von einem Komplextrauma spricht man, wenn seit Kindesalter immer wieder oder auch über längere Dauer schlimme Dinge geschehen sind, wie verschiedene Missbrauchserfahrungen, Vernachlässigung und ähnliche Ereignisse.

Trauma-Folgestörungen

Viele Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens ein Trauma. Circa zwei Drittel der Betroffenen überstehen dieses ohne langfristige Auswirkungen. Belastende Lebensereignisse können verarbeitet werden, wenn die Lebensumstände die betreffende Person stützen und ihr Halt vermitteln, eine wesentliche Rolle spielen gute Beziehungen und Bindungen. Entscheidend ist auch die individuelle Widerstandskraft, die sogenannte persönliche Resilienz und die zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Traumata führen zu massivem Stress. Kann dieser nicht abgebaut werden, wirkt er wie inneres Gift mit Folgen auf psychischer und köperlicher Ebene. Sind also die guten Bedingungen nicht ausreichend vorhanden oder sind die erlebten Traumata zu schwer und zu viele, kommt es zu einer Trauma-Folgestörung. Diese kann allerdings auch erst Jahre später offensichtlich werden, wenn die Kräfte, die man braucht, um die alte Belastung wegzuhalten, erschöpft sind. Trauma-Folgestörungen sind die Posttraumatische Belastungsstörung, die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung und die dissoziative Identitätsstörung. Auch die Borderline-Persönlichkeitsstörung kann darunter eingeordnet werden.

Bild, das eine zurückgezogene Person mit Kissen und Taschentuch zeigt

Posttraumatische Belastungs-Störung

Die häufigste diagnostizierte Trauma-Folgestörung ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).  Aufgrund des inneren Stresses zeigen die Betroffenen ein erhöhtes Erregungsniveau. Typisch sind Schreckhaftigkeit, Anspannung, Schlafprobleme und Konzentrationsstörungen. Auf der einen Seite beobachtet man  Vermeidungsverhalten, Betroffene erinnern sich kaum an die schlimmen Geschehnisse, haben eine Amnesie oder Teilamnesie und meiden auch alles, was irgendwie mit dem Trauma zu tun haben könnte. Auf der anderen Seite erleben sich Betroffene immer wieder überschwemmt von Gefühlen und Gedanken, die sie nicht einordnen können, haben häufig Alpträume oder auch Flashbacks. Auch der Körper ist betroffen, der „Schrei der Seele“ schlägt sich in körperlichen Schmerzen und Störungen nieder.

Dissoziation

Da ein Trauma dadurch gekennzeichnet ist, dass weder Flucht noch ein Dagegen Ankämpfen möglich sind und die Betroffenen sich dem Ganzen hilflos ausgeliefert fühlen, bleibt nur die „Flucht nach innen“. Es kommt zur Erstarrung und zur inneren Teilung. Zum Trauma gehörige Erinnerungen, Gefühlswahrnehmungen, Bilder und Gedanken werden zersplittert im Gehirn gespeichert. Das Erleben kann nicht als zusammenhängendes Ereignis der Vergangenheit zugeordnet und abgelegt werden. In der betroffenen Person entsteht der traumatisierte Bereich, der die Erinnerungen und Gefühle bezüglich des Traumas in sich verschlossen trägt und der Alltags-Bereich, der weiterlebt und funktioniert, als wäre nichts geschehen. Beide Bereiche haben unterschiedliche Gefühle, Denkweisen und Überzeugungen. Deshalb erleben sich viele Betroffene hin- und hergerissen, ein Durcheinander an Gefühlen und Gedanken. Die Angst, nicht normal, vielleicht sogar verrückt zu sein, ist groß. All dies sind aber keine Anzeichen für Verrücktheit, sondern für Traumatisierung!

Bild, das ein Segelboot auf dem Meer zeigt

Trauma-Aufarbeitung

Grundlage einer Trauma-Aufarbeitung ist eine gewisse Stabilität. Nur ein Schiff, das ausgewogen beladen ist, kann sich zielgerichtet fortbewegen. Ist die „Negativladung“ zu groß, verliert es das Gleichgewicht, droht zu kentern. So liegt am Anfang eines Wiederherstellungs-Prozesses der Schwerpunkt auf der Stärkung und Entwicklung der „positiven Schiffsladung“.  Es geht darum, Stärken und Stärkendes zu entdecken und zu fördern, sicheren Boden unter den Füßen zu gewinnen, neue Bewältigungsmöglichkeiten zu entwickeln, gute und hilfreiche Beziehungen aufzubauen und Abstand von Gefahren und Zerstörerischem zu erreichen. Gefühle und Gedanken, die zu überschwemmen drohen können mit entsprechenden Übungen erst einmal wieder auf Abstand gebracht werden.

Der Überlebens-Bereich muss nun lernen, alles, was aufgrund der Traumatisierung im Inneren entstanden ist, verstehen und einordnen zu lernen. Innere Ressourcen und Fähigkeiten werden entdeckt, traumabedingte Denk- und Verhaltensmuster entlarvt und Schritt für Schritt verändert. Innere Not wird getröstet, Ängste können abgebaut werden. Innere Kommunikation und Kooperation entstehen. Aufgrund der neu gewonnenen Erkenntnisse und der aufgebauten Stabilität ist es nun möglich, sich auch dem Inhalt und der Bedeutung der schlimmen Erfahrungen zu stellen. Erneut kann vieles verstanden und eingeordnet werden. Die Betroffenen lernen, das Schlimme ist vorbei und kann nun der Vergangenheit zugeordnet werden. Sie haben es überstanden, der Stress baut sich ab. Auch Trauer, Wut und Zorn finden ihren Raum. Neue Denkprozesse werden möglich, die Gefühle verändern sich. Nun kann die Zukunft mit neuer Hoffnung gestaltet werden.

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